Ausbildung - Vom Welpen zum Blindenführhund

Zucht und Aufzucht der Hunde

Alle von uns ausgebildeten Blindenführhunde stammen nahezu ausschließlich aus unserer eigenen Zucht. Dafür kommen natürlich nur gesundheitlich einwandfreie Elterntiere in Frage. Sehr wichtige Wesensmerkmale für angehende Blindenführhunde - und auch deren Eltern - sind Gelassenheit und Gleichgültigkeit gegenüber allen Umwelteinflüssen, wie Menschenansammlungen, Straßenlärm. Auch darf ein Blindenführhund keinerlei Beute- und Jagdtrieb, usw. zeigen. Die Aufzucht der Tiere erfolgt im größten Maße durch Siglinde Gutsmiedl und geht bereits im jungen Alter von der ca. 10. Lebenswoche mit der Vorschule der Welpen einher. Geachtet wird hier vor allem auf eine gewissenhafte Sozialisation der Hunde gegenüber anderen Tieren, erwachsenen Menschen und Kleinkindern. Aus diesem Grunde halten wir uns, die Blindenführhundschule Bayerwald, einen mittlerweile kleinen "Streichelzoo" mit Pferden, Ziegen, Schafen, Katzen, Hasen und Hühnern. Unsere Hunde leben gemeinsam mit uns in der Familie im Haus, wo sie auch schon das Licht der Welt erblicken. Denn auch das will für einen Blindenführhund gelernt sein, sich im Haus angemessen zu verhalten. Das heißt nicht einfach seine Notdurft zu verrichten, sondern sich bei seinen Herrchen im Bedarfsfall zu melden oder kein Essen vom Tisch zu stehlen. Das kann ein Hund aus einer Zwingerhaltung natürlich nicht erlernen.

Ausbildung eines Blindenführhundes

Im Alter von 6 - 8 Monaten erfolgt ein Übergang der Vorschule zur eigentlichen Ausbildung. Diese wird von Otto und Jan Gutsmiedl geleistet.
Eine Voraussetzung für die Ausbildung zum Blindenführhund ist nicht nur die Vorschule sondern u. a. auch eine Unterordnungsausbildung. Das heißt der auszubildende Führhund erlernt zuerst all dies, was auch einen Begleithund auszeichnet (Sitzen bleiben, hinlegen, herankommen zum Hundeführer wenn der Hund gerufen wird usw.). Erst wenn diese Grundlage gelegt ist, wird mit der eigentlichen Ausbildung begonnen.

Sie beginnt damit, dass der angehende Blindenführhund zuerst mit dem Führgeschirr und den Hörzeichen vertraut gemacht werden muss. Die charakteristischen, erlernten Inhalte einer Führhundausbildung sind:

  • Unumgehbaren Hindernissen anzuhalten, oder andernfalls diese zu umgehen, gleich ob sich diese am Boden oder auf Kopfhöhe befinden,
  • auf Hörzeichen Richtungen zu ändern,
  • Geradeaus zu führen,
  • vor Gehsteigkanten oder Treppen anzuhalten,
  • Fußgängerüberwege aufzusuchen und zu überqueren,
  • usw. usw..

Die Ausbildung umfasst ein sehr weites Spektrum. Da ein blinder bzw. sehbehinderter Mensch nicht nur in seiner gewohnten Umgebung mobil sein möchte, sondern gerade dann, wenn er einen vierbeinigen Begleiter und Partner hat, der ihm ermöglicht seinen Beweglichkeitsradius auszuweiten, ist ein Führhund mit guter Ausbildung von hoher Wichtigkeit.
Der Führhund muss also im Stande sein mit dem Gespannspartner öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, Türen aufzusuchen und zu passieren, um Hinderniss herumzuführen, vor Abgründen zu verweigern, Querstraßen und Wegekreuze durch anhalten anzuzeigen.

Tierärztliche Begutachtung

Wie bereits zuvor angeschnitten, kommen für die Ausbildung zum Blindenführhund nur gesundheitlich einwandfreie Tiere in Frage.

Die Untersuchungen unserer Tiere werden im größten Maße von unserem Haustierarzt Dr. Martin Pauli vorgenommen. Diese Untersuchungen beinhalten das Röntgen von Hüft-, Ellbogengelenkeen und Wirbelsäule, Labordiagnostische Befundung des Blutes, sowie die Untersuchung der Augen und des Gehörs. Hier dürfen natürlich keinerlei gesundheitliche Bedenken unserer Tiere auftauchen. Außerdem werden ausschließlich kastrierte Tiere an ihren Führhundhalter abgegeben.

Einschulung des Blindeführhundgespanns

In einem dreiwöchigen Einschulungslehrgang wird der Blindenführhund mit seinem "neuen" Herrchen zusammengewöhnt und eingearbeitet. Das gegenseitige Kennenlernen ist sehr wichtig, da schon hier ein Grundstein für ein wachsendes Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier gelegt wird. Dies ist für ein gut funktionierendes Gespann unabdingbar und Voraussetzung um dem Führhund "blind" vertrauen zu können.

In diesem Einschulungskurs werden dem Betroffenem alle nötigen Kenntnisse vermittelt, um eine sichere Fortbewegung mit dem Hilfsmittel Blindenführhund zu gewährleisten. Während des ganzen Einschulungskurses wird das Gespann intensiv vom Ausbilder betreut, welcher mit Rat und Tat zur Seite steht wenn es zum Beispiel um die Bewältigung schwieriger Führaufgaben, der Verwendung der verschiedenen Hörzeichen oder die richtige Interpretation des Verhaltens des Hundes geht.

Diese dreiwöchige Einschulung findet am Ort der Schule statt. Dafür haben wir auf dem betriebseigenen Gelände einblinden- und sehbehindertengerechtes Haus errichtet, wo der Einschüler auch mit Begleitperson und ggf. seiner Familie untergebracht werden kann. So können wir eine intensive Betreuung unserer Kunden wenn nötig rund um die Uhr gewährleisten.

Angschlossen an die Einschulung am Ort der Blindenführhundschule erfolgt der Einschulungslehrgang am Heimatort des neuen Führhundhalters. Unter Anleitung des Ausbilders werden dort die bereits erlernten Fähigkeiten des Hundehalters auf das alltägliche Umfeld übertragen und die für die Zukunft relevanten Wege erarbeitet.
Anbindungen an den öffentlichen Personennahverkehr werden analysiert und eventuell unsichere Teilabschnitte eines Weges erarbeitet und u. U. nach Alternativen gesucht, damit eine absolut sichere Teilnahme am Straßenverkehr gewährleistet ist.

Als zusätzliche Leistung, vor allem beim Einschulungslehrgang und der weiteren Betreuung unserer Gespanne, steht
Jan Gutsmiedl, ausgebildeter Orientierungs- und Mobilitätstrainer, bei Orientierungfragen oder Unklarheiten bei verschiedenen Umweltmustern jederzeit zur Verfügung.

Weitere Betreuung des Führhundgespanns

Wie bereits schon zuvor schon erwähnt geht die Betreuung unserer Kunden über die Einschulung weit hinaus. Ganz egal ob Fragen im alltäglichen Zusammenleben mit dem vierbeinigen Partner auftauchen, sich die Umwelt des Betroffenen durch Baustellen, Straßenverlegungen ändern usw.

Hier versuchen wir bestmöglich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und bleiben natürlich solange präsent bis sich das Gespann wieder sicher fühlt und vor allem sicher fortbewgen kann.

Bei regelmäßigen Führhundhaltertreffen bieten wir unseren Kunden zu einem die Möglichkeit sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und zum anderen kleinere Ungereimtheiten mit uns gemeinsam zu bearbeiten.

Die Gespannsprüfung

Nach Abschluss des gesamten Einschulungslehrgangs findet eine vom Kostenträger angeordnete Gespannsprüfung statt. Jedoch nicht direkt nach der Einschulung, sondern wir leiten diese Abnahme erst dann in die Wege, wenn sich das Führhundgespann sicher und routiniert fortbewegt. Dies ist in der Regel in einem Zeitraum von 3 - 5 Monaten nach Abschluss der Einschulung.

Die Prüfungskommission setzt sich aus folgenden Personen bzw. Institutionen zusammen:

  • 1. Ein Orientierungs- und Mobilitätstrainer und/oder einen erfahrenen Hundeausbilder
  • 2. Einen Vertreter des Blindenselbsthilfe des jeweiligen Bundeslandes
  • 3. Einen Vertreter des Kosten- bzw. Leistungsträgers (i. d. R. der Krankenkasse)

Jeder betroffene Führhundhalter hat außerdem das Recht, dass eine selbst bestimmte Person des Vertrauens mit bei der Prüfung anwesend ist.

Geprüft werden hier die Führleistung und das adäquate Verhalten des Hundes, der Führhundhalter sowie die Interaktion innerhalb des Führhundgespanns.

Wie komme ich zu einem Blindenführhund?

Nachdem sich der blinde oder sehbehinderte Mensch über die Vorzüge des Laufens mit einem Blindenführhund informiert und für eine Blindenführhundschule entschieden hat wird das Hilfsmittel Blindenführhund bei der zustaändigen Krankenkasse zu beantragen. Dafür sind folgende Unterlagen erforderlich:

  • Eine augenärztliche Verordnung über einen Blindenführhund.
  • Ein ärztliches Attest, welches zum einen die Sinnhaftigkeit eines Blindenführhundes beschreibt, zum anderen dem Betroffenen bestätigt, dass er sowohl körperlich als auch Geistig in der Lage ist einen Führhund zu halten und sich damit eiegnständig fortzubewegen.
  • Ein Kostenvoranschlag der Blindenführhundschule.

Um Ihnen die Beantragung so einnfach und bequem wie möglich zu machen übernehmen wir für die Antragstellung bei Ihrer Krankenkasse.

Voraussetzung für eine Versorgung mit einem Blindenführhund ist eine ausreichend absolvierte Schulung in
Orientierung & Mobilität.

Die Kosten für eine Blindenführhundversorgerung

...stellen sich wie folgt zusammen:

  • Zucht und Aufzucht des Hundes
  • Ausbildung des Führhundes von ca. 350 Ausbildungsstunden
  • Tierärztliche Kosten
  • Kosten für Futter und Pflege
  • Zübehörkosten (z. V. Führgeschirr, Leine, Bürste usw.)
  • Einschulungskosten

Natürlich übersenden wir Ihnen gerne einen entsprechenden Kostenvoranschlag und informieren Sie über anderweitige fragen.